Meine WM 2014

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Ich hatte das Glück, die WM 2014 in Brasilien hautnah miterleben zu dürfen. Wirklich hautnah. Ich habe für den ZDF und die ARD als sog. Stringer gearbeitet, was soviel wie die Produktionsassistenz ist. Durch eine Freundin erfuhr ich davon, dass ARD/ZDF Stringer in Brasilien sucht, die beide Sprachen sprechen, Auto fahren können und sich in den Austragungsstätten gut auskennen.

Da ich 2012/13 ein Jahr in Sao Paulo studieren durfte, Hauptfach Brasilianische Sprache, kannte ich mich ziemlich gut aus und sprach ein ausreichend perfektes Portugiesisch für solche Tätigkeiten. Das Autofahren stellte mir da die größte Hürde.

Ich beantragte also meinen internationalen Führerschein für schlappe 19,- (günstig, wie ich finde), buchte meinen Flug über den Reiseverkaufsmann meines Vertrauens für 600,- (günstiger gehts kaum nach Südamerika) und flog am 30. Mai 2014 nach Sao Paulo.

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Sao Paulos Altstadt

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Dort nahm ich erstmal den Fernbus in die Kleinstadt „Botucatu“, die etwa 3Std von Sao Paulo Capital entfernt liegt und wo viele meiner Freunde leben. Dort habe ich 6 Tage verbracht bis ich zusammen mit meiner Kollegin Cynthia, die in einer Nachbarstadt im Interior lebt, nach Sao Paulo gefahren bin.

Sie und ich haben sogar gemeinsame Bekannte, was sich mit der Zeit herausstellte. Wir haben uns sozusagen die Stelle geteilt, sie als Deutsch sprechende brasilianische, ich als Brasilianisch sprechende deutsche Stringerin 🙂

Geschlafen habe ich die gesamte Zeit bei Freunden. 20 Tage bei dem einen Pärchen, 10 Tage beim nächsten und dann nochmal die restliche Zeit beim dritten befreundeten Pärchen.

Meine Aufgaben 

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MEIN AUTOOOO

Ich war nahezu jeden Tag im Stadion in Sao Paulo. Auf dem Hinweg habe ich meistens den jeweiligen Aufnahmeleiter (also meinen direkten Chef) vom Hotel abgeholt – wenn Cynthia das übenommen hat, fuhr ich direkt hin mit meinem Mietwagen. Dort nach einigen Staus auf den vollen Straßen Sao Paulos angekommen, war meistens Organisatorisches zu planen. Wir hatten eine vierköpfige Chauffeurcrew mit jeweils einem großen Van, in den bis zu 18 Leute gut Platz haben. Die koordinierte ich für den Folgetag für eventuelle Abholungen oder Fahrten zum Flughafen oder zu Dreharbeiten in der Stadt. Diese Koordination war ermüdend, weil der Kontakt mit den Fahrern über ihren Chef lief, der kognitiv eher faul war. Ich musste ihm wirklich alles vorkauen.

Dann waren kleinere administrative Tätigkeiten nötig, die Cynthia oder ich übernahmen. Das Stadion hat einen Medienbereich mit W-Lan und Laserdruckern, einem Geldautomaten und einer Kantine. Wir selbst hatten ein Containerbüro im „Broadcast“ Bereich hinter dem Stadion. Notwendigerweise mussten Cynthia oder ich des Öfteren selbst zum Flughafen fahren, um Crews und Kommentatoren abzuholen oder hinzufahren. Es gab einen Tag, an dem ich sechs Stunden im Auto saß und nur knapp 140km zurück gelegt hatte. Stau Stau Stau

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an jenem Tag war Brasilien Spiel. Auf dem Hinweg sah es so aus:

2014-06-17 15.08.19Nach Anpfiff fuhr ich vom Flughafen zurück. Ich war noch nie so schnell im Stadion:

2014-06-17 17.29.17Es war das Spiel Bra-Mex in Fortaleza, wessen erste Minuten ich im Radio mit anhörte. Unfassbar. Ich habe selten in einem Land einen solchen Stillstand erlebt, wenn das eigene Land spielt.

Meine Aufgaben variierten also ständig, was den Job so abwechslungsreich und aufregend machte. An einem normalen Tag ohne Spiel in Sao Paulo waren wir oft noch Kekse und Kaffee und Obst kaufen und schmuggelten es in unser Büro, womit wir uns bei den Kollegen immer Freunde machten.

An einem sog. Matchday waren wir oft in der Bredouille, dass wir trotz Parkausweisen und Fifa Akkreditierungen nicht ans Stadion gelassen wurden. Die Sicherheitsmänner übertrieben immer maßlos angesichts der großen Demonstrationsgefahr und ließen uns nicht rein. Nicht selten musste die Crew gut einen Kilometer vor dem Stadion aus dem Auto aussteigen und laufen. Wir sind dann mit den leeren Autos ein paar Umwege gefahren und durch eine andere Einfahrt reingekommen. Ich fuhr dann meistens nochmal ne Runde und sammelte Filmcrews ein, die in der gleichen Situation steckten und brachte sie zum Medieneingang. Die armen haben ganz schön zu schleppen.

Ich war oft im Stadion unterwegs. Die Spiele durften wir alle Live schauen, wobei wir zwischendurch bei den Kommentatoren vorbei schauten und ihnen notfalls Kaffee und Wasser brachten. Der Kontakt zu den „Promis“ war immer nett, immer locker, abends trank man ein Bierchen zusammen oder aß ne Pizza…

Ab und an hatten wir die Chance, im Fifa Hotel zu übernachten, was die Gefahr von Stau sehr minimierte, da die Hotels nicht 20km vom Stadion entfernt lagen, wie unsere Wohnungen. Dann fuhren wir meist an den Matchdays Kolonne ins Stadion um sicher zu gehen, dass keiner laufen muss.

Hier ein paar Eindrücke aus dem Stadion:

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Das Stadion während eines Spiels
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Mein Fifa Ausweis

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Stolz.wie.Bolle

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Geisterstadion

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Dreamteam, Cynthia und Ich

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Das Fussballstadion „Itaquera“ in Sao Paulo umfasst 63.601 Zuschauer (während der WM) und wurde extra für diese WM erbaut. Folgende Spiele fanden statt:

Gruppenphase

Brasilien – Kroatien (Eröffnungsspiel): 3-1

Uruguay – England 2-1

Niederlande- Chile 2-0

Korea – Belgien 0-1

Achtelfinale

Argentinien – Schweiz 1-0

Halbfinale

Niederlande – Argentinien 2-4

Sao Paulo ist eine tolle Stadt. Aufregend, voll, turbulent und vielseitig. Seht selbst

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Ja. Frittierte Pizza. Ich. sterbe. dafür.
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Ein typisches Mittagessen vom Buffet.
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Das Copan-Gebäude umfasst bis zu 3.000 Parteien. Es wurde von Niemeyer entworfen
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Public Viewing am Flughafen
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Grüne Orangen? Normalität in Brasilien. Und soooo saftig
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Longboarden im Park! Sao Paulo hat schöne Ecken
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Das Munizipaltheater von Sao Paulo
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Frühstück! Vitamina de Mamao com Acerola (Shake aus Papaya und Acerola)
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Ich voll in Action. Nicht. ist gestellt. haha
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Das schöne an günstiger Dienstleistung: immer gepflegte Nägel. Ein MUSS in Brasilien

Ich habe die Zeit bei der WM geliebt – ich habe Ängste überwunden und bin über mich hinausgewachsen… ich bin stolz und freue mich auf schöne olympische Spiele in Rio, bei denen ich mit etwas Glück auch teilnehmen werde.

Davon berichte ich selbstverständlich auch ausführlich.

Ich danke Cynthia für die tolle Zusammenarbeit! Dreamteam forever ❤

Ciao Stella png

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Veröffentlicht von

Stella

leben, lieben, gesunder und sportlicher Lifestyle, reisende und fotografierende Fremdsprachenfanatikerin mit Hang zu Beauty-Themen

Ein Gedanke zu “Meine WM 2014”

  1. Wow, dein Bericht ist total spannend. Scheint eine wirklich tolle Zeit für dich gewesen zu sein. 🙂
    Da werd ich doch in Zukunft mal die Augen nach solch tollen Jobs offenhalten.
    Beste Grüße, Fräulein Fiete

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