
Prolog
Es ist 07:30, der Wecker holt mich sanft aus meinen Träumen während meine aktive Mutter bereits im Bad verschwunden ist. Ich reiße die Fensterladen aus und lasse kühle Luft ins Zimmer. Ich entdecke den warm-roten Lichtstrahl des Sonnenaufgangs, muss raus und ihn mir ins Gesicht scheinen lassen.
Jeden Tag brauche ich einen Moment in der aufgehenden Sonne mit dem Blick, wie gemalt, auf die toskanischen Weinberge. Kann mich mal jemand kneifen? Der Blick ist zu schön.
„Guten Morgen“. Ein „Frosch“ auf dem Weg zum Frühstück. Er nickt mir verständnisvoll zu, er versteht zu gut, wie sehr mich dieser Ausblick verzückt. Leicht zeitverzögert antworte ich mit einem „guten Morgen“ und reiße mich los. Ein stärkendes Frühstück wartet auf mich und meine Mutter pirscht sich auch schon singend an mich heran.
Dieser Blogpost entsteht in Zusammenarbeit mit Frosch Sportreisen und enthält somit Werbung
Akt 1
Die Woche beginnt am Sonntag mit der Anreise. In Firenze gebe ich schweren Herzens meinen Mietwagen ab, den ich die vorige Woche durch die Toskana spazieren gefahren habe, und tauche ganz in meine Rolle als Frosch ein. Im strömenden Regen.
Die Fahrt nach Montaione dauert keine Stunde, dann fahren wir die nebelige Auffahrt der herrschaftlichen Villa hinauf.
Alles ist dunkel, nebelig, fast melancholisch.

Umso WARMherziger werden wir vor Ort von Teamern und Destinationsleitung begrüßt.
„Setzt euch, hier ist noch Platz“. Dieser Satz von A. und F. aus HH soll unseren Aufenthalt in der wunderschönen Toskana prägen, denn daraus entsteht eine wunderbare Stammtischfreundschaft, die sich auf Wander,- Bike- und Städtetouren ausweitet.
„GUTEN ABEND!“ schreit uns Gayane, eine kleine, junge, spritzige, energiegeladene Griechin, die froscheigene Köchin, fröhlich an und präsentiert stolz das heutige Menü. Dieses Ritual, so erleben wir es in den kommenden Tagen, führt sie jeden Abend durch und es wird von den anwesenden Gästen sehr genossen und fleissig per Video dokumentiert. Sie präsentiert Fleisch- sowie vegetarische Speisen und das Dessert darf immer jemand anderes aus dem Team verkünden. Unter tosendem Beifall der hungrigen Villabewohner.
Da Essen ist lecker, gesund und reichhaltig. Der Wein fließt in Strömen, man kann sich kaum für eine Sorte entscheiden. Um uns die Entscheidung zu erleichtern bietet der Graf der Villa höchstpersönlich eine Weinprobe an.



Graf Antonio, IL CONTE, gestaltet den Abend unterhaltsam, spannend und mit einer Auswahl seiner toskanischen Weine, begleitet von Geschichten aus seiner Kindheit, ein paar Witzen über seine Deutschkenntnisse und zum Ende noch einer Geschmacksprobe seines Olivenöls.
Die Kenner schwenken die Gläser, ziehen Luft durch die Lippen, nicken lobend den trockenen Roten. Man tauscht sich darüber aus, ob der Superiore dieses Prädikat verdient hat oder ob er doch sehr schnell zu Kopfe steigt. Die Stimmung ist ausgelassen, erste Freundschaften werden beim Gläschen Wein besiegelt.
Wer lange Partynächte sucht, ist, zumindest in dieser Woche, fehl am Platz.
Hier herrscht Tiefenentspannung, Erholung von Reise- und Tourstrapazen, Bettschwere durch guten Rotwein und toskanischer Zypressendurchtränkter Luft.
Akt 2
Leider beginnt die Woche regnerisch. In der Saison hat es das noch nicht gegeben, es soll ja was besonderes sein hier.
Als Hamburgerin dürfte mir das nichts ausmachen. Leider reise ich mit leichtem Gepäck, meine Gummistiefel haben keinen Platz im Koffer gefunden. Also heißt es: Augen zu und durch, wir brechen zur Erkundungstour – im Regen – auf.
Tapfer stapfen wir durch Weinberge, lernen ein Wenig über den Weinanbau und unterhalten uns freudig, lachen über unsere Schuhe, die von Schlamm so schwer werden, dass der Erkundungsspaziergang zum Legday ausartet. Dennoch..dieses wohlige Gefühl, wenn man in den geliebten altrosanen Turnschuhe bei jedem Schritt nassere Füße verspürt und irgendwann einen ganzen See aus ihnen rauskippen könnte- unvergleichlich. Gleichzeitig prasselt laut der Regen auf die viel zu undichte Jacke und so langsam haben wir keine Lust mehr. Der von oben bedrohlich nah wirkende Donner und die hellen Blitze machen es nicht besser.
Entschuldigend lache ich meine Mutter an, die ich zu dieser Woche „Sommerverlängerung“ in die Toskana eingeladen habe. Sie lacht nur freudig zurück, zuckt die Schultern und holt den gepunkteten Regenschirm, da der gepunktete Poncho bereits den Geist aufgegeben hat.
Es soll aber der einzige Regen – und Gewitterschauer in der gesamten Woche werden. Das wissen wir nur zu dem Zeitpunkt nicht und kämpfen gegen die schlechte Laune an.



Zum Nachmittag klart es so auf, dass wir sogar Platz am Pool finden, um die durchgefrorenen Glieder zu wärmen und die triefnassen Schuhe zu trocknen.

Ein Schmankerl schlechthin für mich ist die Yoga-Intensiv-Woche bei Yogalehrerin Ivonne.
Der Yoga Raum ist wunderschön hell, ein toller Holzboden erstreckt sich über die volle Fläche und lädt zum Savasana ein. Ivonne strahlt eine Natürlichkeit und Ruhe aus, die ansteckend ist. Für 5 Einheiten gebe ich meine innere Suche nach Ruhe und Balance in ihre Hände und ihren süßen frrrränkischen Dialekt.



„der rrrrrechte Händerücken an das linke äußere Knie, die linke Hand in die rechte ddddaille“ ich gewöhne mich langsam an den charmanten Dialekt und bin neugierig, wie sie wohl auf italienisch in ihren Kursen klingt. Ihre Stunden sind entspannend, strecken den Körper, sie achtet sehr auf Rückengesundheit und kann sehr gut auf alle unterschiedlichen Niveaus eingehen. Auch über ihre Stunden hinaus nimmt sie sich Zeit für Wehwehchen und beschäftigt sich in ihrer Freizeit mit einem Lösungsansatz.
Akt 3
Aufstehen! Rein in die Radlerhose und rauf auf das Mountainbike. Seit meinen spektakulären Stürzen auf der griechischen Schotterpiste im Juni das erste Mal wieder MTB im Gelände. Ich kann nicht behaupten, dass ich sonderlich entspannt bin.
Die Tour allerdings verspricht viele Hügel und auch genug Asphalt, was mich etwas beruhigt. Der Weg ist anspruchsvoll, da anständige Anstiege aber durchaus machbar und die Natur ist wunderbar.



Gibt es E-Bikes im Sportclub in der Toskana? Ja. Waren alle vergeben, da E-Bike Wochen parallel zu den Yoga-Wochen sind? Ja. Stört mich persönlich das? Nein. Ich könnte mir im Ort in Montaione ein E-bike leihen aber ich habe sportlichen Ehrgeiz und der verbietet mir solche Schummeleien. Ob ich trotzdem bei jeder Rampe jeden mit E-Bike beneidet habe? Möglicherweise.
„Guten Abend“ wieder schreit uns Köchin Gayane euphorisch an. Die Menge jubelt. Es gibt essen. Alle sind zufrieden, keiner ist verletzt heimgekehrt, alle sind stolz und die Wanderer erzählen den Mountainbikern was sie schönes gesehen und erlebt haben. Und umgekehrt.
Akt 4
„Gianna Nannini ist eine Gans“ oder auch: Siena in einem Tag.
„Wiiillkommen in Siänna“ tönt es schwäbisch in meinen einen Kopfhörer, den ich möglichst mit meinen langen Haaren zu verstecken versuche.
„mir gehe jetzt noch ein paar Rolltrebbe hoch. Oh! Sportlich sportlich, Sie mache schon ihre Sporteinheit für heute“ Unser Tourguide Susanna ist sichtlich aus Schwaben, lebt aber in der Toskana und weiß viel über die Stadt und ihre Geschichte. Sie sammelt den Großteil der Frösche am Hotel ein, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu nehmen. Wir, meine Mutter, A. und F. aus HH und ich, haben uns für den Mietwagen der Hamburger entschieden. In Siena treffen wir die Gruppe, die nicht zu übersehen ist.
„Mir kaufet nix, mir gugget bloß“ prangt auf Susannas Jutebeutel. Schwäbischer gehts nicht, bemerke ich und kichere in mich hinein.
In Siena finden sich überall Kacheln, auf die Susanna uns oft hinweist. Die Stadt ist seit Jahrhunderten in sogenannte „Contraden“ aufgeteilt. Das sind Zusammenschlüsse wie Bruderschaften, die ihre Bereiche mit ihren Wappen kennzeichnen. Hiervon gibt es 17, unter anderem die Contrade des Wildschweins und eben der Gans. Wer hier mehr erfahren möchte, kann sich gerne HIER weiterbilden.
Eins meiner persönlichen Highlights: die Piazza del Campo, Schauplatz des jährlichen Palio di Siena, ein Pferderennen und Spielort des Intros vom James Bond Film: Ein Quantum Trost.
Nach der Tour haben wir alle die Zeit zur freien Verfügung, alle haben vorab die Rückfahrtzeiten an die Hand bekommen.









Wir hingegen legen die Italo Hits Playlist auf und erfreuen uns auf der Rückfahrt im Auto der toskanischen Landschaft.
Akt 5
Buongiorno Toscana. Heute steht wieder eine Radtour und Wanderung an, diesmal aber mit dem Ziel: San Gimignano. Über Certaldo mit dem Rad. Muss man gemacht haben.
Bike Guide Jonas beweist malerische Fähigkeiten an der Bikegarage:

Ich benötige viel Zwiegespräch mit meiner Disziplin, die Anstiege waren für Gelegenheits-Mountainbiker wie mich, die Flachland wie Hamburg gewöhnt sind, nicht umanspruchsvoll. Ich war aber immer vorne dabei, denn mein Ehrgeiz ist stärker als meine Beine oder Lunge. Ich beiße mich durch, genieße aber gleichermaßen Landschaft und Architektur




Nach 27 km und 560 Höhenmetern treffen wir in San Gimignano auf die Wanderer, die zum Teil geshuttlet wurden aber auch gut 15km gewandert sind. Meine Mutter hat sich heldenhaft durch Brombeersträuche gekämpft und sieht aus als hätte sie mit einer Horde aggressiver Katzen gekuschelt. Alles fürs Team. Der Rest ist unbeschadet angekommen.
In San Gimignano führen wir erstmal Kalorien zurück in Form von zwei großen Stücken Pizza und Eis in der Weltmeistergekührten Gelateria Dondoli (anstehen lohnt sich, die stressen die Gäste derart, dass sie im Minutentakt abfrühstücken. Eine Riesenschlange geht fix)
Im Anschluss steigen F. aus HH und ich wieder auf die Bikes und nehmen den 10km Anstieg zurück zur Villa in Angriff. „wow“ „guck mal rechts“ „oh man ist das schön“ sind nur einige unserer Gesprächsfetzen, die man aufgeschnappt hätte.. Der Weg zurück hat sich trotz deutlicher Anstrengung mehr als gelohnt. 17km in einer Stunde, das zeigt, wie steil der Anstieg doch war.
Das perfekte Duo nach dieser sportlichen Betätigung: Nastrazurro 0% (alkoholfreies Bier) und POOL

Akt 6
Lucca. Ein schöner geschlechterneutraler Vorname und eine wundervolle toskanische Kleinstadt nähe Florenz. Hier darf es nach der letzten der 5 Yoga Einheiten mit Ivonne hingehen. Wir satteln den Fiat Panda, die üblichen Verdächtigen und reiten gegen 10Uhr los.
In Lucca kann man gut und gerne einen Tag entspannt verbringen. Und wenn man den ganzen Tag auf der Stadtmauer spaziert, immer wieder in die Altstadt abbiegt, um einen Espresso zu konsumieren, ein Stück Pizza zu schnabulieren oder schöne Architektur zu bestaunen.
Es wird von Frosch Sportreisen eigentlich ein Transfer nach Lucca angeboten, doch war dieser leider nicht verfügbar. Da wir ja unabhängig waren, war Lucca unsere 1. Wahl.


Wir schlendern der Nase nach und vertrieben uns so den halben Tag. Um pünktlich zum Schrauberkurs von Bike Guide Jonas in der Villa zu sein, brechen wir gegen 15:30 wieder auf.
Das beste Eis aßen wir übrigens in der Eisdiele Paniko
Der Schrauberkurs von Jonas behandelt das Tauschen von Scheibenbremsen, das Einstellen von Schaltungen und die Reparatur von einer Kette. Sehr informativ, ich nehme immer gerne an den Schrauberkursen bei den Frosch Reisen teil.


Vor dem letzten Mal von Gayane angebrüllt werden, vor dem letzten Mal Ansprache vom Team (bzw Verabschiedung) und vor der Abschiedsparty auf der Terrasse geniesse ich nochmal die Toskana. Sie wird mir fehlen. Ich gehe mit Kamera gewappnet mitten in den Weinberg. Zwischen den Weinstöcken küsst mich der Sonnenuntergang und ich werde wehmütig.



Wir geniessen das letzte gemeinsame Essen, stoßen auf die tolle Woche an, auf diverse Mückenstiche, auf Gelächter und neue Freundschaften. Ich bin dankbar und tanze selig zu echt guter Musik. Danke DJ Jonas. Um alles zu krönen führt Teamer Marcus eine kleine Feuershow auf und erntet wohlverdienten Applaus.
Epilog
Die Toskana hat etwas mit mir gemacht.
Jeden Morgen diese Aussicht zu geniessen, ist sehr besonders. Eine Weite, die ihresgleichen sucht. Zypressenalleen, herrschaftliche Anwesen, schnuckelige, mittelalterliche Dörfer, Weinberge soweit das Auge reicht. Der Herbst steht dir gut, Toscana.
Dein Wein, dein Olivenöl. Deine Melancholie.
Diese Destination ist etwas ganz besonderes und ich träume seit Beginn der Zusammenarbeit davon, hier her zu kommen.
Wer hier noch nicht war, sollte es mindestens einmal getan haben.
Das Team ist herzlich, man merkt, dass sich untereinander alle mögen und schätzen.
Die Zimmer sind, vor allem in der Hauptvilla, wahnsinnig liebevoll gestaltet und sehr gepflegt
Voller Dankbarkeit für diese Zusammenarbeit schließe ich nun diesen Blogpost und hoffe, dass er euch zu einer Reise in diese Region inspiriert.
Nie war meine Verabschiedung passender:
